Heute im Interview:

Stefan Labus, Initiator und Vorsitzender der Schweinfurter Kindertafel e.V und geschäftsführender Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Kindertafel e.V.

Sie haben vor drei Jahren die Schweinfurter Kindertafel, die erste Kindertafel Deutschlands, gegründet. Was hat Sie dazu bewogen?

In Deutschland gibt es viele Kinder, die nicht genug zu Essen haben. Das wird von vielen Menschen nicht wahrgenommen oder aber verdrängt. Ich musste gar nicht weit schauen, denn auch in der Industriestadt Schweinfurt gibt es Kinderarmut. Davon wurde ich bei meinen vielen Gesprächen mit Schulen und Elternbeiräten überzeugt. Das war das Zeichen; Ich musste handeln.

In der Gründerzeit wurde vielfach geäußert: Die Kindertafel sei unnötig. Hören Sie diese Kritiken heute noch?
Leider sagen die neuesten Zahlen im Sozialbericht der Stadt Schweinfurt von 2011 etwas ganz anderes aus. Gerade Schweinfurt hat eine sehr hohe Kinderarmut.
Das können wir leider nicht wegdiskutieren. Zur Zeit leben in Schweinfurt 27 Prozent der unter Dreijährigen und knapp 22 Prozent der unter 15-Jährigen in Kinderarmut. So lange diese Zahlen so hoch sind, wird es uns geben. Und solange die Zahlen so hoch sind, sind Kritiken völlig unangemessen.

Wie viele Mitarbeiter zählt die Schweinfurter Kindertafel e.V und sind darunter angestellte Mitarbeiter?
Die Kindertafel hat rund 40 ehrenamtliche Helfer und zwei Bürgerarbeitsplätze. Jeder, der mithelfen möchte, der uns unterstützen möchte, ist herzlich willkommen.

Welche Unkosten entstehen monatlich für die Lebensmittel und aus welchen Einkünften bestreiten Sie diese Kosten?
Allein für die Lebensmittel geben wir rund 7.000 Euro in jedem Monat aus. Da wir uns nur aus Spenden finanzieren, sind wir natürlich froh und dankbar über jede Art der Unterstützung. Sei es finanziell oder materiell.

Was sind die Aufgaben der Deutschen Kindertafel und in wievielen Städten gibt es derzeit eine Kindertafel?
Der Bundesverband Deutsche Kindertafel e.V. ist ein Zusammenschluss von Mitgliedern, die Kinder- und Jugendfürsorge gemeinnützig fördern und unterstützen wollen. In erster Linie wird diese Aufgabe durch die Gründung örtlicher, selbständiger und gemeinnütziger Vereine oder ähnlicher Bestrebungen durchgeführt.
Durch die fortschreitende Ausbreitung von Kindertafeln deutschlandweit und die damit verbundenen Rechtsstreitigkeiten mit der Tafel e.V. ist es notwendig, die Organisationen, Aktivitäten und Auftritte bundesweit in einem Dachverband zu bündeln.
Kindertafeln gibt es derzeit in Schweinfurt, Würzburg, Lüneburg und Glockenbach. Weitere Kindertafeln sind im Entstehen.
Das Verhältnis zwischen der Schweinfurter Tafel und der Schweinfurter Kindertafel e.V. war in den ersten Jahren sehr angespannt.

Wie verhält sich dies heute und sehen sie sich als Konkurrenz an?
In Schweinfurt ist das Verhältnis locker, in Ordnung.
Aber sehen sie die Antwort der vorherigen Frage - leider bekämpft der Bundesverband der Tafel die Kindertafeln weiterhin. Wir streben dagegen ein soziales Miteinander und Nebeneinander an.

 


Dieser Beitrag erschien beim Schweinfurter Anzeiger:

Quelle: schweinfurterAnzeiger

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